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Das Mitmach Computermuseum in Offenbach

Exponat: Atari VCS 2600 (1977-1992)

DRP e.V. für ein Museum der digitalen Kultur im Rhein-Main-Gebiet. Das Mitmach Computermuseum in Offenbach.

Exponat: Atari VCS 2600 (1977-1992)

1977 ATARI VCS 2600 Jungle Hunt_low

Das Atari Video Console System („VCS“ – das „2600“ kam erst später dazu) war einer der ersten Heimkonsole mit echten Modulen. Der Programmcode war im Modul gespeichert, nicht in der Konsole. Die Konsole stellte „nur“ den Prozessor (einen MOS 6507, eine kostenreduzierte Version des 6502), die Grafik- und Soundfähigkeiten („TIA“, Codename „Stella“) sowie sonstige I/O Schnittstellen (für Joysticks und andere Eingabegeräte) zur Verfügung.

Die Konsole stellte ganze 128 Byte Speicher zur Verfügung, also nicht genug Platz, um einen Framebuffer (ganzer Bildschirm im Speicher) dazustellen, d.h. jede Bildzeile musste in Echtzeit an den Bildschirm ausgegeben werden – Zeilenstrahl für Zeilenstrahl. Das bedurfte natürlich einiges an Programmierkünsten, um jeden Teil des Programms genau dann stattfinden zu lassen, wenn der entsprechende Teil auf den Bildschirm geschrieben werden musste. Ich empfehle zu diesem Thema das Buch „Racing the Beam“ von Nick Montfort und Ian Bogost, welches sich detailliert mit den Herausforderungen und den Tricks beschäftigt.

Ein kleiner Ausblick sei direkt durch David Crane, den Entwickler u.a. des im Foto abgebildeten Spieles „Jungle Hunt“ gegeben. In dem verlinkten Youtube-Video erläutert er (auf Englisch), welche Probleme bei der Programmierung gelöst wurden und wie man diese Begrenzungen auch für Features, z.B. das Versinken im Wasser, nutzen konnte: Link zum Youtube-Video.

Die VCS konnte eine stattliche Auflösung von 40 x 192 Pixel in 128 (NTSC) bzw. 104 (PAL) Farben darstellen. In SECAM waren nur 8 Farben möglich, was dem Erfolg der Konsole in Frankreich nicht zuträglich war. Grund dafür war, dass kein SECAM-TIA entwickelt wurde, d.h. SECAM-Konsolen nutzen den PAL-TIA mit einem festgelöteten B/W-Schalter, was bei PAL zu 8 Graustufen und bei SECAM den 8 SECAM Farben führt). Durch Tricks – Kombination von Sprites und Spielfeldgrafik – war es möglich, die maximale Auflösung auf 160×192 zu erweitern.

Das „VCS“ war die erste Konsole, für die es Dritthersteller von Spielen gab. Die erste solche Firma war Activision, gegründet von ehemaligen Atari.Programmierern, welche am Erfolg ihrer Spiele bei Atari nur unzureichend beteiligt wurden. Im Gegensatz zu Atari gibt es die Firma Activision noch heute.

Ein Standard-Modul hatte zwischen 4 KB und 8 KB Speicherplatz – durch Bankswitching (Einblenden von Speicherbereichen) waren aber auch Module bis zu 32 KB möglich. Offiziell wurden über 500 Spiele für das „VCS“ entwickelt, wobei genaue Zahlen aufgrund der Dritthersteller und Kopien schwer zu ermitteln sind. Fans erstellen und verkaufen bis heute neue Spiele, z.B. auf Atariage.com.

Ab 1983 brachen die Verkäufe dramatisch ein, da die aufkommende Konkurrenz durch leistungsstarke Heimcomputer wie den Commodore C64, aber auch die hauseigenen Atari 400/800 Modelle übermächtig wurde – dies ging einher mit dem allgemeinen Videospielcrash (inklusive verbuddelter Module in Alamogordo, dazu in einem späteren Eintrag mehr). 1984 wurde eine kostenreduzierte Version, die „2600 Jr.“ auf den Markt gebracht, bevor 1992 der Verkauf dann komplett eingestellt wurde. In den 15 Jahren wurden von der Konsole knapp 30 Millionen Einheiten abgesetzt.

Der Entwickler des TIA, Jay Miner, verließ Atari, um 1982 eine Firma namens „Hi-Toro“ zu gründen, welche kurz darauf in „Amiga“ umbenannt wurde. Die ersten „Amiga“ Produkte waren ein Spielmodule und Eingabegeräte für Atari VCS und das Colecovision, sowie ein Joyboard (ein Joystick zum Draufstehen, also ein früher Vorläufer des WiiFit-Boards). Der Rest der Geschichte um Amiga dürfte bekannt sein 🙂

.stefan

 

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