Frankfurter Straße 13-15, 63065 Offenbach am Main
Jeden Samstag von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet
Das Mitmach Computermuseum in Offenbach

Exponat: Atari 7800 (1984/86-1991)

DRP e.V. für ein Museum der digitalen Kultur im Rhein-Main-Gebiet. Das Mitmach Computermuseum in Offenbach.

Exponat: Atari 7800 (1984/86-1991)

1984 ATARI 7800_low

Die Atari 7800 (auch als „Atari 7800 ProSystem“ bekannt), war die letzte 8-Bit Konsole eines der drei großen Hersteller der 80er Jahre (Atari, Nintendo und Sega). Als Prozessor befand sich auch in der 7800 ein alter Bekannter, nämlich eine angepasste Version des 6502, welche „Sally“ genant wurde und mit 1.79 MHz getaktet war. Technisch war die 7800 gut aufgestellt, da man sich im Design bemüht hatte, die bestehenden Arcadesysteme zu übertreffen – so konnte der neue Grafikchip („Maria“) große Mengen an Daten sehr schnell bewegen und bot eine Auflösung von 320 × 200 Bildpunkten.

Es war auch geplant (ähnlich wie anderen Konsolen der Zeit, z.B. der Intellivision) die Konsole mittels Zusatzhardware (ein Keyboard mit Expansionsport zum Anschluß von weitereren Geräten) zu einem Heimcomputer ausbaufähig zu machen. Es gab noch weiterreichende Pläne: Z.B. sollte es eine batteriegepufferte „HighScore-Cartridge“ geben, damit man seine Spielstände abspeichern konnte und es wurde ein Expansionsport zum Anschluss des Keyboards oder anderen Peripherie (z.B. Videodisc-Player) geschaffen.

Die 7800 war – im Gegensatz zum nicht sehr erfolgreichen Vorgänger 5200, kompatibel zu den Spielemodulen des Atari VCS 2600. Dies wurde erreicht, indem quasi ein kompletter 2600 Chipsatz in die 7800 integriert wurde: Der Original TIA wird für den Sound der 7800er Spiele verwendet und für die Darstellung von Bild und Ton bei 2600er Modulen. So konnten Besitzer einer 2600-Sammlung auf den Nach-Nachfolger umsteigen, ohne auf die liebgewonnen Spiel verzichten zu müssen – was ein großer Kritikpunkt an der 5200 Konsole gewesen war.

Böse Zungen behaupten allerdings ohnehin, das die meisten 7800er Spiele nur leicht verbesserte Versionen von 2600er Spielen waren. Dies mag im Einzelfall zugetroffen haben, jedoch gibt es auch sehr viele Neuentwicklungen, die die verbesserten Grafikfähigkeiten und Prozessorleistung der 7800 ausnutzten. Optional konnten Spielemodule einen eigenen „POKEY„-Soundchip mitbringen, welcher in den Atari 8-Bit Computern und manchen Arcade-Automaten sein Werk verrichtet – dieser wurde dann anstelle des eingebauten TIA zur Soundausgabe verwendet.

Eine kleine Kuriosität der 7800 ist, das sie zweimal auf den Markt gebracht wurde: Das erste Mal im Juni 1984, allerdings nur für ganz kurze Zeit. Nur einen Monat später kaufte der ehemalige Commodore-Chef Jack Tramiel die Atari Sparte von Warner Communications. Es wird vielfach behauptet, dass Tramiel nach dem gerade erfolgten Videospiel-Crash 1983/84 nicht mehr an Videospielkonsolen glaubte und deswegen die Konsole stoppen liess – nur um sie dann zwei jahre später, nach dem sich abzeichnenden Erfolg des Nintendo Entertainment Systems (NES) noch einmal auf den Markt zu werfen. Tatsächlich lag das Problem aber woanders: Atari hatte das Chipdesign der Konsole von dem externen Dienstleister General Computer Corporation (GCC) entwickeln lassen und leider nicht komplett dafür bezahlt. Tramiel dachte, diese Kosten wären in der Übernahme von Atari enthalten gewesen und so kam es zu einem Rechtsstreit, welcher erst 1985 beigelegt wurde.

Nachdem diese Hürde genommen war, konnte die Konsole 1986 ein zweites Mal auf den Markt gebracht werden. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Pläne zur Erweiterung der Konsole zu einem Heimcomputer beerdigt worden, und auch die HighScore-Cartridge und alle anderen Erweiterungen wurden nicht mehr in Angriff genommen. Die Geräte des 1984er Produktionslaufes kann man am (nutzlosen) Expansionsport erkennen, welcher in den nachfolgenden zwei Varianten weggelassen wurde. Auch die Idee eines Adapters, um 7800er Spiele auf dem 5200er System zu spielen, wurde fallengelassen.

Zunächst wurde die Konsole mit dem neu designten Atari Proline Joystick ausgeliefert, welcher zwar zwei unabhängige Feuerknöpfe bot, aber als ergonomische Katastrophe nicht ohne berechtigte Kritik blieb. In Europa wurde später auf Joypads umgeschwenkt, welche stark an das Design der NES-Pads angelehnt waren und später dann auch mit der 2600 Jr. verkauft wurden.

Am Markt war die 7800 kein ernstzunehmender Konkurrent für das NES oder das SEGA Master System. Es wurden nur 59 Spiele entwicklelt – plus ungefähr 14 noch nach Produktionsstopp veröffentlichte Spiele. Insgesamt wurden weniger als 4 Millionen Exemplare der Konsole verkauft. Zum Vergleich: Das NES brachte es auf 62 Millionen verkaufte Einheiten und das Master System immerhin noch auf über 10 Millionen. Dennoch war die Konsole aufgrund der günstigen Produktionskosten kein finanzielles Disaster – aber leider auch kein großer Gewinnbringer

Atari probierte es später noch mit einer anderen Konsole, aber dies ist eine Geschichte für ein andermal…

.stefan

 

 

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.