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Das Mitmach Computermuseum in Offenbach

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DRP e.V. für ein Museum der digitalen Kultur im Rhein-Main-Gebiet. Das Mitmach Computermuseum in Offenbach.

DRP Audioguide

Thema
Der 16-Bit Raum

Spielzeit: 7:05 Minuten
Sprecher: Guido Klein

Copyright by Digital Retro Park e.V.

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Inhalt

Willkommen im Areal der 16 und 32-bit Computersysteme.
Ab der Mitte der 1980er Jahre wurden die bisherigen 8-bit Systeme langsam aber sicher zu Low-Cost Einsteigercomputern, die es später sogar bei Discountern wie Aldi für kleines Geld gegeben hat. Gleichzeitig sanken die Preise für moderne 16-bit Komponenten nun soweit, dass der Homecomputer und Spielekonsolenmarkt den Sprung in diese nächst höhere Geschwindigkeitsklasse wagen konnte.

1985 stellt hier ein wichtiges Jahr da. Die beiden Erzrivalen Commodore und Atari schicken ihre neuen 16-bit Kontrahenten ins Feld. Atari etwas früher, mit dem ersten Computer der ST Serie, Commodore kurz darauf mit dem Amiga, welcher ebenfalls ein ganze Computerdynastie begründen sollte. Etwas kurios wirkt, bei all diesem Konkurrenzgehabe jedoch, dass beide Systeme auf dem gleichen Hauptprozessor fußen, dem 68000er von Motorola. Intern arbeitet dieser 16-bit Prozessor sogar schon mit vollen 32-bit.
Nun ist es auch mehr als angebracht endlich einmal den PC zu erwähnen. Wobei die Bezeichnung “PC”, also Personal Computer, damals ein Sammelbegriff für beinahe alle Homecomputer war. Erst später entwickelte sich der heute selbstverständliche Zusammenhang zum IBM-kompatiblen PC.

War der erste PC, das Modell 5150, tatsächlich noch ein 8-bitter, so kam 1984 der erste 16-bit PC auf den Markt, angetrieben von Intels 286er Prozessor. IBMs übermächtige Präsenz, zusammen mit dem grauen, businesslastigen Erscheinungsbild, erinnerte Apple an Geoge Orwells Roman “1984”, indem es um eine totalitär regierte Welt geht. Dadurch inspiriert kam es zum ikonischen Werbefilm für Apples, ebenfalls 1984 erschienenen, Macintosh-Computer. Und auch dieser wird von Motorolas 68000er CPU befeuert. Obwohl die ersten Macs nur Graustufen auf ihren integrierten Bildschirmen darstellen konnten, sollten sie das Werkzeug der kreativen, freidenkenen Köpfe jener Tage werden. Und tatsächlich: Bis heute, ist der “Mac” ein Alternativsystem zum PC geblieben, wenn auch in einem recht kleinen Segment.

Man könnte nun langatmige, technische Erklärungen darbieten, warum dieser “Schritt zu mehr Bit” ein so gewichtiger war, es geht aber auch deutlich einfacher: Die Computer wurden nun auch für absolute Laien begreifbar. Musste man sich noch bei den 8-bittern in kryptischen Programmiersprachen auskennen, um den Computer dazu zu bewegen das zu tun, was man wollte, so stand nun, mit den 16 und 32-bit Plattformen ein technischer Unterbau bereit, der die einfache Bedienbarkeit ermöglichte, die wir heute kennen. Erstmals gibt es ernstzunehmende graphische Benutzeroberflächen mit Piktogrammen und Fenstern, welche den Inhalt eines Datenträgers versinnbildlichen. Haupteingabeinstrument ist nun nicht mehr die Tastatur, sondern die weitaus intuitiver zu bedienende Maus.

Dazu kommen die deutlich besseren und schnelleren grafischen Fähigkeiten, die schon bemerkenswert gute Soundausgabe und eine ganze Reihe von zusätzlichen Schnittstellen. Es war auch die Zeit, in der sich die Festplatte als Massenspeichermedium immer mehr in den Bereich des Bezahlbaren für den Heimandwender schob. Und nicht nur das! Waren anfangs noch die Mailbox-User als Freaks verschrien, so etablierten sich ab Mitte der 80er Jahre ganze Usergroups und der Datenaustausch über weite Strecken nahm immer mehr Fahrt auf. Die Vorläufer des Internets bahnten sich ihren Weg ins heimische Wohnzimmer.

Um 1990 herum explodierten regelrecht die Neuentwicklungen und es standen dem potenziellen Homecomputer-Käufer unzählige Modelle zur Auswahl. Aber, wie immer, wenn ein Markt überladen ist, kommt die unweigerliche Konsolidierung. Das Hauptproblem vieler Hersteller war, dass zwar neue Hardware entwickelt wurde, diese aber oftmals zum falschen Zeitpunkt auf den Markt kam. War es zu früh, so verstanden die Käufer Sinn und Zweck des Gerätes nicht und kauften es entsprechend nicht. Kam die Hardware zu spät, so war man enttäuscht und griff eben nicht zu. Kam die Hardware jedoch richtig, so krankte es dann oftmals daran, dass es kaum nennenswerte Software für die neue Hardware gab. Dazu noch ein paar Fehlentscheidungen im Management und so klangvolle Namen wie Commodore und Atari verschwanden in der Liquidation. Commodore 1994, Atari 1996.

Das der IBM kompatible PC die Weltherrschaft übernehmen konnte liegt an einer Tatsache, welche IBM überhaupt nicht geschmeckt hat. Da die notwendige Schöpfungstiefe des PCs für die zuständigen Patentämter nicht gegeben war, konnte sich IBM ihren PC nicht schützen lassen. Sie hatten den PC aus Bauteilen zusammengesetzt, welche es größtenteils frei im Elektronikhandel gab. Und das nutzten die Klonhersteller genussvoll aus. Schnell konnten diese bessere PCs als IBM anbieten und das zu geringeren Preisen. Und, zu IBMs Verdruss: Sie dürften ihre PCs als “IBM Kompatibel” bewerben, was maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat. Schließlich war IBM als internationaler Riesen-Konzern jedermann bestens bekannt und hatte einen exzellenten Ruf. Auf dieser Welle ritten viele Softwareunternehmen, die für den PC programmierten. Eines dieser Unternehmen war und ist Microsoft. So stimmte nun also das Paket aus Hard- und Software.

Nach der großen Konsolidierung wurde alles für den Endanwender noch viel einfacher. Er brauchte sich nicht mehr um den Typ seines Computers oder Betriebssystems zu kümmern. Nennenswert gab es ja beides nur noch jeweils einmal, nämlich der PC als Hardware und Microsoft DOS, bzw. später Windows, als Betriebssystem. Die Hardware wurde immer günstiger, die Software immer leichter bedienbar und der Computer als ganzes immer selbstverständlicher.

Die große Zeit der Homecomputer kam damit zu ihrem Ende.

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