DRP Audioguide

Thema Commodore Amiga Modelle, Konkurs, Ende

Spielzeit: 9:58 Minuten Sprecher: Guido Klein

Copyright by Digital Retro Park e.V.
DRP-Audioguide QR-Code 0010

Inhalt

Die Amiga Produktfamilie umfasst, von 1985 bis zum Konkurs Commodores 1994 betrachtet, 12 unterschiedliche Varianten, allerdings waren nur zwei dieser Modelle wirkliche Verkaufsschlager, nämlich der 500er und, wenn auch deutlich schwächer, der 1200er. Sicherlich war es ein gewisses Durcheinander in den Modellvarianten, gleichermaßen auch die ewige Problematik mit der nur schleppend kommenden Software, plus ein paar fataler Fehlentscheidungen Commodores, welche dem Unternehmen letztendlich den Garaus machten.

1985 startete alles sehr hoffnungsvoll mit dem revolutionärem Amiga 1000. Seine grafischen Leistungen, die intuitiv bedienbare Oberfläche und seine Multitaskingfähigkeiten zusammen mit dem zwar nicht günstigen aber immerhin fairen Preis, läuteten Commodores letztes Zeitalter ein, welches es wohl ohne den Amiga überhaupt nicht gegeben hätte, denn nach dem Allzeit-Star Commodore C64 schienen dem Unternehmen die Ideen ausgegangen zu sein. Es war zwar der C65 in Planung, aber auch diese Maschine wäre nur ein 8-bitter geworden und so kam der C65 nie in Serie auf den Markt. Die paar wenigen, halbfertigen Maschinen die es heute noch gibt werden preislich in Gold aufgewogen. Der 1000er wurde in Deutschland etwa 28.000 mal und weltweit etwa 1 Mio Mal verkauft. Mit dem Amiga 2000, 1987, startete der Amiga in die Business-Welt. Mit seinem breiten Erweiterbarkeitsspektrum und den aufkommenden PC-Brückenkarten schien er sich um Allrounder zu entwickeln, kränkelte jedoch an hohen Hardwarepreisen. Der 2000er wurde bis 1994 produziert und in Deutschland stolze 124.000mal verkauft. Ebenfalls 1987 startete der Bestseller Amiga 500. Er stürmte sprichwörtlich nach dem C64 die Kinderzimmer als Mega-Spielemaschine. Wenn auch immer noch mit dem gleichen 7 MHz Prozessor Motorola 68000 ausgestattet, wie der 1000er und 2000er, so setzte er sich wohl hauptsächlich aufgrund seines günstigen Preises durch. Über 1 Mio verkaufte Einheiten in Deutschland und 750.000 in den USA machen ihn zum Spitzenreiter. Danach riss die Amiga-Erfolgsstory zum ersten Mal. 1990 erschien der, nach eigenen Angaben, erste vollständige 32-bit Homecomputer, der Amiga 3000. Ausgestattet mit einer 68030er CPU mit 25 MHz, FPU, eingebauter SCSI Festplatte, auf dem Mainboard erweiterbarem Arbeitsspeicher und einer Anschlussmöglichkeit für moderne VGA Monitore, ist der 3000er zwar ein technologisches Schätzchen welches einen ordentlichen Fortschritt erkennen lässt, allerdings war er mit etwa 6000 D-Mark sehr teuer und verkaufte sich in Deutschland, zusammen mit seiner noch teureren Tower-Variante 3000T, nur rund 14.500mal. Hier spürte der Amiga zum ersten Mal sehr deutlich die Konkurrenz der aufkommenden PCs. 1991 startete der glücklose Amiga 500 plus und das unverstandene CDTV. Der 500plus war ein normaler 500er, wieder mit dem mittlerweile veralteten 68000er Prozessor, mit lediglich ein paar Detailverbesserungen. Diese führten jedoch zu Inkompatibilitäten mit vorhandner Software, so dass der 500plus von den Käufern verschmäht wurde. Nach nur einem Jahr Produktionszeit und nur 80.000 in Deutschland verkaufen Einheiten war Schluss. Auch das CDTV, Commodore Dynamic Total Vision, ist unter der Haube praktisch ein Amiga 500. Von außen betrachtet sieht das Gerät aus wie ein Musik-CD Player, welche es als Baustein in damals beliebten HiFi-Towern vielfach gab. Man konnte das Gerät auch tatsächlich einfach nur als Musik-CD Player einsetzen, hatte daneben aber auch noch quasi den ersten Computer fürs Wohnzimmer. Mit schnurloser Fernbedienung, die einem Gamepad gleicht, optional schnurloser Maus bzw. Trackball hätte aus dem Gerät etwas werden können, wenn, JA WENN, der darin versteckte Amiga etwas mehr Power gehabt hätte, etwa um Video-CDs abspielen zu können und, natürlich mal wieder, wenn es ausreichend Softwaretitel gegeben hätte. Commodore selbst stand seinem Produkt recht ratlos gegenüber und das Marketing verstand es einfach nicht, das Gerät gewinnbringend zu platzieren. In Deutschland wurden nur rund 26.000 Stück davon verkauft. Wenn man den 500 plus als glücklos bezeichnet, so kann man den 1992 erschienenen, wieder 7 MHz 68000er basierenden, Tastaturgehäuse-600er nur noch als sinnlos bezeichnen. Technisch sind die beiden praktisch identisch. Allerdings fehlt dem 600er der Zahlenblock. Zusätzlich hat er einen PCMCIA Slot und einen internen IDE Anschluss für Festplatten, welcher jedoch von den ersten Betriebssystemversionen gar nicht unterstützt wird. Ursprünglich hätte das Modell Amiga 300 heißen sollen, wurde aber im letzten Moment in Amiga 600 umbenannt und erweckte damit falsche Hoffnungen, besser zu sein als ein Amiga 500. Immerhin wurden in Deutschland rund 193.000 Einheiten verkauft. Dem Ruf Commodores schadete der 600er jedoch nachhaltig. Ebenfalls noch 1992 startete der letzte Profi-Amiga, der 4000er. Er hatte zwar das neue AGA (Advanced Graphics Architecture) Chipset verbaut und man konnte die Maschine mit flottem 68040er Prozessor erwerben, jedoch kämpfte der 4000er gegen den PC schon auf verlorenem Posten. Auch vom 4000er gibt es eine Tower-Variante. Beide zusammengenommen wurden in Deutschland knapp 12.000 Stück verkauft. 1992 war auch das Jahr des letzten Hoffnungsschimmers, des Amiga 1200. Als Tastaturgehäuse-Computer ausgelegt ist er quasi ein kleiner 4000er. So, wie der 500 ein kleiner 2000er ist. Er hat einen 68020er Prozessor, AGA Chipsatz, PCMCIA Steckplatz und einen internen Festplattencontroller. Mit rund 95.000 verkauften Einheiten in Deutschland und respektablen 144.000 Stück in den USA wurde der A1200 zum Hoffnungsträger in bereits sehr finsteren Zeiten Commodores. Aber alle Mühe war vergebens. Commodores letzter Verzweiflungsakt, eine Spielekonsole auf den Markt zu werfen, ging vollends daneben. Das CD32 basierte auf dem Amiga 1200, durfte wegen eines Lizenzstreites nie in den USA verkauft werden, hatte kaum Spiele zu bieten, welche die Hardware tatsächlich ausnutzt und konkurrierte zuletzt gegen Sonys übermächtige Playstation. Seine Verkauszahlen von etwa 25.000 Stück in Deutschland darf man eher als homöopatisch bezeichnen. 29. April 1994, Commodore International, ein Unternehmen, welches den Weg für Homecomputer weltweit bereitete, ist konkurs und wird liquidiert. Lasst Euch nichts vormachen, wenn ihr heute irgendwelche neuen Produkte mit dem Commodore-Logo seht. Es ist das gleiche Schauerspiel wie mit beispielsweise Grundig oder Telefunken. Die Namensrechte wurden weiterverkauft, aber mit dem einstigen Unternehmen hat das alles absolut nichts mehr zu tun. Amiga wurde vom deutschen Unternehmen ESCOM aufgekauft und für einen kurzen Zeitraum wurden Amiga 1200 und Amiga 4000 T unter dem Label der Tochtergesellschaft Amiga Technolgies wieder produziert und vermarktet. Mit dem Walker wurde sogar versucht, ein neues Modell zu schaffen. Über den Prototypenstatus kam dieses aber nicht hinaus. 1996 ging auch ESCOM Pleite, aufgrund einer Fehlentscheidung in seinem Hauptgeschäft, dem PC-Markt. 1997 ging Amiga an Gateway 2000. Mehr als vollmundige Ankündigungen kamen dann jedoch nicht mehr. Das, was noch von Amiga übrig war wurde auseinandergerissen. So sehr, das selbst heute keiner mehr richtig durchblickt, wer nun genau welche Rechte an was hält. Ein äußerst unbefriedigender Umstand, welcher Neu und Weiterentwicklungen erheblich im Wege steht. Tot ist der Amiga jedoch noch lange nicht. Gerade in Deutschland gibt es eine sehr rege Community, allen voran sei hier das A1K Forum genannt. Der Amiga. Einst eine bahnbrechende Wundermaschine, heute nur noch eine Randnotiz in der Geschichte unserer PC dominierten IT-Welt.
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.